Im November 1870 erwarb er – nachdem Anton Küstner (Köstler) dort kurze Zeit ein Vaudeville-Theater betrieben hatte – das alte Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Wien I, Tuchlauben 12; 1831 als Konzertsaal eröffnet), das er am 12.9.1871 als St.-Theater (28 Logen, 600 Sitzplätze) eröffnete. Bekannte SchauspielerInnen und SängerInnen (C. Blasel, J. Gallmeyer, M. Geistinger, A. Girardi, F. Schweighofer) sorgten anfänglich für den Erfolg des Theaters (Operetten, Lustspiele, Schauspiele). Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verpachtete St. das Theater ab 1.9.1874 an J. Gallmeyer und Nikolaus Duffek (Pseud. Julius Rosen), die es noch bis zum 22.2.1875 bespielten. Ab Oktober des Jahres wurde es von Robert Löwe noch kurze Zeit als Vaudevilletheater genutzt, in der Folge scheiterten mehrere Reaktivierungsversuche (Umbenennung in Tuchlaubentheater 1880). 1881/82 wurde das Gebäude schließlich abgerissen.
1873/74 hatte St. auch die Direktion des Deutschen Theaters in Budapest inne, im Mai 1874 reiste er nach Paris und im Sommer 1874 gab er ein Gastspiel mit einer Theatertruppe am Berliner Viktoriatheater. 1875–78 lebte er zurückgezogen in Wien und gab Schauspielunterricht. 1878/79 gemeinsam mit seiner Schwester Caroline Völkel-St. (* ca. 1820 Gleiwitz, Schlesien [Gliwice/PL], † nach 1881 [Ort?]) Leiter des Ring-Theaters, 1880 Regisseur am Wiener Stadttheater, 1882 kurz künstlerischer Leiter des Volkstheaters Rudolfsheim (Wien XV) und 1882/83 Direktor des Carltheaters. 1883 ging er in die USA, betätigte sich dort als Farmer, Schauspieler, Zeitungsredakteur sowie Rezitator, kehrte 1888 über Berlin wieder nach Wien zurück und war zuletzt 1889/90 Direktor einer Theaterschule mit A. Mayr-Peyrimsky in Graz.
St.gasse (Wien XIII).
G. Rech, F. St., Diss. Wien 1935; Kosch 4 (1998); Hadamowsky 1988; H. Pemmer in Wr. Geschichtsbll. 19 (1964); Czeike 5 (1997) [St., St.gasse, Theater unter den Tuchlauben]; ADB 36 (1893); Eisenberg 1903; Wurzbach 39 (1879); R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen 1951, 490f; K. Weiß (Hg.), Theater-Almanach [f. das St.-Theater] zum neuen Jahre 1872, 1872; Theater-Gesetze (Disciplinar-Verordnungen) f. das k. k. priv. Theater a. d. Wien unter der Leitung des Schauspiel-Directors F. St. 1862; Theatergesetze f. jene unter der Leitung des Schauspiel-Directors F. St. stehenden Bühnen 1852; Ulrich 1997 [St., Völkel-St.]; Grazer Volksbl. 9.4.1890, [4]; Trauungsbuch der Reformierten Stadtkirche (Wien I) 1858–79, fol. 195.