Terč (Tertsch), Filip (Philipp) (1844–1917), Mediziner

Terč (Tertsch) Filip (Philipp), Mediziner. Geb. Braunbusch, Böhmen (Prapořiště, CZ), 30. 3. 1844; gest. Marburg, Stmk. (Maribor, SLO), 28. 10. 1917; röm.-kath. Sohn des Grundbesitzers Jan T. und von Barbara T., geb. Štěpán, Vater des Augenarztes Rudolf Tertsch (geb. Marburg, 3. 8. 1905); in 1. Ehe mit Rudolfina T., geb. Valenta, in 2. Ehe mit Katarina T., geb. Schönbaum, verheiratet. – Nach dem Schulbesuch in Taus (Domažlice) und der Absolv. des Gymn. in Wien stud. T. ab 1863 Med. an der Univ. Wien; 1869 Dr. med. T. erhielt eine Ass.stelle an der chirurg. Klinik im AKH Wien; 1874 Dr. chir. 1875 ging er nach Marburg, wo er bis 1904 als prakt. Arzt wirkte und daneben ein reges Interesse für die Honigbiene entwickelte. Während seiner Beobachtungen der Insekten wurde T., der an einer rheumat. Krankheit litt, oftmals von Bienen gestochen und bemerkte sukzessive eine deutl. Besserung seiner Beschwerden. 1878 begann er mit wiss. Untersuchungen über die Auswirkungen von Bienengift auf den gesunden und den kranken Organismus und wurde noch im selben Jahr zum Vors. der Niederlassung des Steir. Bienenzüchterver. Marburg ernannt. Seine Forschungen veröff. er 1888 in dem Ber. „Ueber eine merkwürdige Beziehung des Bienenstiches zum Rheumatismus“ (in: Wr. med. Presse 29), worin er die therapeut. Wirkung von rund 39.000 Bienenstichen auf 173 Patienten mit rheumatoider Arthritis beschrieb. Obwohl 82 % der Patienten geheilt werden konnten und 15 % eine deutl. Verbesserung ihres Krankheitszustandes erfuhren, stieß seine Theorie bei seinem ersten öff. Vortrag im selben Jahr in der Ges. der Ärzte in Wien auf große Ablehnung. Von späteren Wiss. wurden seine Forschungen bestätigt und weiterentwickelt. Erwähnenswert ist diesbezügl. auch sein Beitr. „Der Bienenstich als Heilmittel gegen Rheumatismus“ (in: Der Steir. Bienenvater 1, 1904). Mit seinen empir. Forschungen ebnete T. der Allergol. und Pharmakol. einen neuen Weg und setzte in der Pharmaind. Impulse für die Erforschung biolog. Arzneimittel; insbes. übte er Einfluss auf Karl August Forster aus, der Forapin als erstes Arzneimittel mit Bienengift entwickelte. T., der heute als Pionier der Apitherapie gilt, lehrte ab 1890 Hygiene und Somatol. an der Lehrerbildungsanstalt in Marburg, wo er →Janez Koprivnik beim prakt. Unterricht in der Imkerei unterstützte und seine Schüler für die Bienenzucht begeistern konnte. Darüber hinaus trug T. zur Entwicklung des kulturellen Lebens in Marburg bei, war Mitgl. des slowen. Lesever., Mitbegründer und Vorstandsmitgl. des Narodni dom (slowen. Volkshaus) in Marburg sowie passionierter Bergsteiger.

Weitere W.: Beitrr. in Der Steir. Bienenvater, Wr. med. Presse.
L.: Marburger Ztg., 6. 10. 1886, 2. 1., 29. 5. 1887; SBL (m. L.); A. Fidelj, in: Slovenski čebelar 106, 2004, S. 325ff.; F. Grošelj, ebd. 110, 2008, Nr. 4 (m. B.); Osebnosti. Veliki slovenski biografski leks., 2008; UA, Wien.
(Z. Zupanič Slavec)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 252f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>