Für Fotogalerie bitte auf das Bild klicken!


 

Astronomische Volksbildungsstelle

Flakturm

 

Kategorie

Ort

Historische Sternwarte

Esterhazypark, Wien, 6.Bezirk

Geogr. Länge Ost:

-16°  21,5'

Geogr. Breite Nord:

+48° 11,9'

Seehöhe:

185 m


Betreiber:

Volkshochschule Wien West (1954 - 1962)


Ausstattung:


  1. Kometensucher Zeiß 8/50cm mit Astrokamera in parallaktischer Montierung in der Kreisplattform, mit Diaprojektor und Projektionsfläche in der Plattformwand 
  2. Newton 22/126cm, Spiegel von K. Streiter, Wien, in fahrbarer horizontaler Montierung  mit Winkelsucher 30 mm Æ für den hinter dem Rohr stehenden Betreuer 
  3. Refraktor 10/135cm von Plössl, Wien, in horizontaler Dreifußmontierung, Leihgabe der Wiener Universitäts-Sternwarte
  4. Übungs-Universalinstrument II von Kroneis, Wien, 40 mm Æ,  Leihgabe wie oben
  5. Horizontalheliostat 3/250 cm, Projektion über 18 m, zur Sonnenbeobachtung ( Bild und Spektrum). Der Hauptplanspiegel war in abnehmbarem Kopf dreh- und kippbar montiert, Einstellung und Nachführungskontrolle über ein Spiegelchen durch das Objektiv. An der Decke des Raumes darunter Heliostatenbank mit Umlenkspiegel, Kreis- und Spaltblende, Abbildungsobjektiv = Kollimatorobjektiv, sowie Prismen.
Aktivitäten:  
Am 27. Juni 1954 sprach der Direktor der Wiener Universitäts-Sternwarte, Univ.-Prof.Dr.Josef Hopmann, zur Eröffnung über "Wandlungen des astronomischen Weltbildes".
Die erste Führung fand zur totalen, in Wien zu 82% partiellen Sonnenfinsternis am 30.Juni 1954 statt und bewies die vorzügliche Eignung der astronomischen Volksbildungsstelle bei vielen Besuchern. Die laufenden Veranstaltungen bestritten engagierte Studenten.
In den Jahren ihres Bestehens gab es intensiven himmelskundlichen Bildungsbetrieb und Stadtrundschauen. Grundsätzlich wurden Beobachtungen des rundum freien Nachthimmels mit freiem Auge, Fernrohren und gleichzeitig ergänzenden Lichtbildern geboten. Alle Geräteeinblicke erforderten höchstens einen Schemel. Am Tag wurde auf der Leinwand des Vortragssaales mit dem Heliostaten ein Sonnenbild von 40 cm
Æ mit Randabdunklung, Flecken, Fackeln und z.T. Granulation oder ein 1 m langes Sonnenspektrum mit vielen Absorptionslinien erzeugt. Eindrucksvoll waren auch die tägliche Bewegung und Sonnenuntergänge mit Horizontstrukturen, z.B. der Jubiläumswarte. Emissionslinien konnten mit einer einschiebbaren Quecksilberdampflampe gezeigt werden.

Als dortige Publikation erschien der Österreichische Himmelskalender für 1957-1963.


Geschichte:


Ab 1943 wurden in Wien drei Flakturmpaare errichtet. Jedes Paar besteht aus einem  Leit- und Geschützturm.
Ein Leitturm steht im Esterhazypark. Er hat eine Verdeckhöhe von 46,6m über dem Park und einen rechteckigen Grundriß 31,0 m x 18,8 m.  Eine Galerie von 3 m Innenbreite mit Rondellen von 6 m Durchmesser an den Ecken umläuft den Turm in 35 m Höhe und das Verdeck mit einer Kreisplattform von 8 m Durchmesser und einer kleineren Rechteckplattform liegt 46,6 m über dem Park. Die benachbarte Volkshochschule Wien-West benützte 1954-1962 Teile des Turms als Volksbildungsstelle für Himmelskunde und Stadtrundblick.

Von 1954-1962 wurden 1175 Führungen mit 31300 Besuchern durchgeführt, davon 72% für Himmelskunde und 28% als Stadtrundschau. 1955 wurde H.Mucke zum Leiter der Zweigstelle Flakturm bestellt. 1962 besuchte Vizebürgermeister Hofrat H.Mandl mit Begleitung inkognito eine Führung und holte ihn daraufhin in das neu errichtete Planetarium der Stadt Wien für dessen fachliche Führung. Danach endete der Betrieb. 
Der Plössl-Refraktor kam ins Planetarium, das Universalinstrument wird im Astronomischen Büro verwahrt. Das 22cm Newton-Teleskop ging an K.Streiter und die anderen Rohre an H.Mucke zurück, den Heliostatenkopf erhielt das Wiener Schottengymnasium.

Später mietete sich der Verein "Haus des Meeres" ein und nutzt den Flakturm bis heute. Der Österreichische Alpenverein errichtete einen Klettergarten an den Außenwänden.

Quellen:

1

Hauptner, R.: Zur Baugeschichte der Flaktürme in Wien. Wiener Geschichtsblätter 57.Jg., Heft 2, Seiten 107-136, Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2002.
  2

Mucke, H.: Astronomische Volksbildungsstelle in Wien. Die Sterne, 33.Jg., Heft 7-8,  Seiten 164-166, Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1957.

  3 Mucke, H.:  Unterlagen und Bilder aus Privatbesitz

Seite drucken