• Elisabeth NOWOTNY

Thunau am Kamp

Das frühmittelalterliche Gräberfeld auf der Oberen Holzwiese

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Elisabeth Nowotny
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität Krems


Das Gräberfeld auf der Oberen Holzwiese in Thunau am Kamp (Niederösterreich) ist mit seinen 215 Bestattungen der mit Abstand größte archäologisch untersuchte Bestattungsplatz der Karolingerzeit Österreichs nördlich der Donau. Seit seiner Aufdeckung in den Jahren 1987 bis 1993 wurden der Öffentlichkeit vereinzelte, aufsehenerregende Funde vorgestellt. Die vorliegende Publikation enthält neben der umfassenden archäologischen Auswertung auch die Untersuchungsergebnisse zu Archäobotanik, Materialanalysen, Metallographie, Textilien und Lederresten. Am Schanzberg von Thunau am Kamp bestand im Frühmittelalter ein befestigter Zentralort, ein Herrschaftszentrum. Es ist die einzige umfassend ergrabene Anlage dieser Art in Niederösterreich. Das Gräberfeld gehörte zum sogenannten Herrenhof, der den Kern der Anlage ausmachte. Es ist zu den Prestigebestattungsarealen zu zählen, die einen essentiellen Bestandteil der Zentren am östlichen Rand des Karolingerreiches bildeten. In den Bestattungssitten schlagen sich soziale Zugehörigkeiten verschiedenster Art nieder. Deren Präsentation bei der Bestattung beruht sowohl auf tatsächlichen Zuständen als auch auf Vorstellungen und wird durch die/den Bestattete(n), dessen/deren Familie und die Lokalgesellschaft beeinflusst. Besonderes Augenmerk wurde folglich auf die Untersuchung der sozialen Identitäten und Beziehungen der Bestatteten, vor allem auf Sozialstatus und altersspezifische Geschlechterrollen, gelegt. Von der Norm abweichende Bestattungen und Gräber mit mehreren Individuen boten insbesondere die Möglichkeit, sich mit den ihnen zugrundeliegenden Motivationen zu beschäftigen. Da der Zentralort im 9. Jahrhundert zwischen den beiden Machtsphären des erweiterten Karolingerreiches und des (Groß-)Mährischen Reiches lag und die politische Zugehörigkeit weiter Teile des Waldviertels unklar ist, wird spezielles Augenmerk auf mögliche Aussagen zur kulturellen und politischen Orientierung der hier bestattenden Gemeinschaft gelegt.

Gedruckt mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).

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Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Austrian Academy of Sciences Press
A-1011 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
Tel. +43-1-515 81/DW 3420, Fax +43-1-515 81/DW 3400
https://verlag.oeaw.ac.at, e-mail: verlag@oeaw.ac.at

The burial ground on the Obere Holzwiese (Thunau am Kamp) consists of 215 burials and is therefore by far the largest uncovered burial site of Carolingian times in Lower Austria north of the Danube. After it was archaeologically investigated from 1987 to 1993, the presentation of the burial ground as a whole and its scientific analysis take place in this volume. Furthermore investigations concerning archaeobotanics, material analyses, metallography, textiles and leather contributed essentially to the augmentation of knowledge. On the Schanzberg of Thunau am Kamp a fortified central settlement, a center of power, existed in Early Medieval times. It is the only extensively excavated site of this kind in Lower Austria. The burial ground belonged to a ‘manor farm’, which built the core of the site. It is to be counted to the prestige burial areas, which formed an essential part of the political centres at the eastern periphery of the Carolingian Empire. Social affiliations of different kind find expression in burial customs, influenced by actual conditions as well as perceptions of the interred, his/her family and the local society. Thus special attention was payed to the investigation of social identities and relations of the buried, especially social status and age-specific gender roles. Burial practices deviating from the norm and multiple burials offered in particular the possibility to study underlying motivations. Thunau was situated between the two spheres of power of the enlarged Carolingian Empire and the (Great) Moravian Empire during the 9th century and the political affiliation of extended parts of Lower Austria north of the Danube is unclear. Therefor particular attention is paid to possible assertions regarding a cultural and political orientation of the community burying here.

Printed with the support of the Austrian Science Fund (FWF)

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Thunau am Kamp
ISSN 0065-5376
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ISBN 978-3-7001-8066-1
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ISBN 978-3-7001-8434-8
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Autorinnen- und Autorenverzeichnis

Thunau am Kamp , pp. , 2018/11/19

Das frühmittelalterliche Gräberfeld auf der Oberen Holzwiese

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Das Gräberfeld auf der Oberen Holzwiese in Thunau am Kamp (Niederösterreich) ist mit seinen 215 Bestattungen der mit Abstand größte archäologisch untersuchte Bestattungsplatz der Karolingerzeit Österreichs nördlich der Donau. Seit seiner Aufdeckung in den Jahren 1987 bis 1993 wurden der Öffentlichkeit vereinzelte, aufsehenerregende Funde vorgestellt. Die vorliegende Publikation enthält neben der umfassenden archäologischen Auswertung auch die Untersuchungsergebnisse zu Archäobotanik, Materialanalysen, Metallographie, Textilien und Lederresten. Am Schanzberg von Thunau am Kamp bestand im Frühmittelalter ein befestigter Zentralort, ein Herrschaftszentrum. Es ist die einzige umfassend ergrabene Anlage dieser Art in Niederösterreich. Das Gräberfeld gehörte zum sogenannten Herrenhof, der den Kern der Anlage ausmachte. Es ist zu den Prestigebestattungsarealen zu zählen, die einen essentiellen Bestandteil der Zentren am östlichen Rand des Karolingerreiches bildeten. In den Bestattungssitten schlagen sich soziale Zugehörigkeiten verschiedenster Art nieder. Deren Präsentation bei der Bestattung beruht sowohl auf tatsächlichen Zuständen als auch auf Vorstellungen und wird durch die/den Bestattete(n), dessen/deren Familie und die Lokalgesellschaft beeinflusst. Besonderes Augenmerk wurde folglich auf die Untersuchung der sozialen Identitäten und Beziehungen der Bestatteten, vor allem auf Sozialstatus und altersspezifische Geschlechterrollen, gelegt. Von der Norm abweichende Bestattungen und Gräber mit mehreren Individuen boten insbesondere die Möglichkeit, sich mit den ihnen zugrundeliegenden Motivationen zu beschäftigen. Da der Zentralort im 9. Jahrhundert zwischen den beiden Machtsphären des erweiterten Karolingerreiches und des (Groß-)Mährischen Reiches lag und die politische Zugehörigkeit weiter Teile des Waldviertels unklar ist, wird spezielles Augenmerk auf mögliche Aussagen zur kulturellen und politischen Orientierung der hier bestattenden Gemeinschaft gelegt.

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The burial ground on the Obere Holzwiese (Thunau am Kamp) consists of 215 burials and is therefore by far the largest uncovered burial site of Carolingian times in Lower Austria north of the Danube. After it was archaeologically investigated from 1987 to 1993, the presentation of the burial ground as a whole and its scientific analysis take place in this volume. Furthermore investigations concerning archaeobotanics, material analyses, metallography, textiles and leather contributed essentially to the augmentation of knowledge. On the Schanzberg of Thunau am Kamp a fortified central settlement, a center of power, existed in Early Medieval times. It is the only extensively excavated site of this kind in Lower Austria. The burial ground belonged to a ‘manor farm’, which built the core of the site. It is to be counted to the prestige burial areas, which formed an essential part of the political centres at the eastern periphery of the Carolingian Empire. Social affiliations of different kind find expression in burial customs, influenced by actual conditions as well as perceptions of the interred, his/her family and the local society. Thus special attention was payed to the investigation of social identities and relations of the buried, especially social status and age-specific gender roles. Burial practices deviating from the norm and multiple burials offered in particular the possibility to study underlying motivations. Thunau was situated between the two spheres of power of the enlarged Carolingian Empire and the (Great) Moravian Empire during the 9th century and the political affiliation of extended parts of Lower Austria north of the Danube is unclear. Therefor particular attention is paid to possible assertions regarding a cultural and political orientation of the community burying here.

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