Für Fotogalerie bitte auf das Bild klicken!

 
Die "alte" Universitätssternwarte
 
Kategorie
Ort
Historische Sternwarte, nicht erhalten
Dr. Ignaz Seipel Platz 2, 1.Bezirk
Geogr. Länge Ost:
-16° 23,6' 
Geogr. Breite Nord:
+48° 12,9' 
Seehöhe:
197 m

Betreiber:
K.K. Universität Wien, heute Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften


Ausstattung: ein Sechszöller von Fraunhofer (als größtes Instrument), ein Mittagsrohr, ein Refraktor, 
ein Universalinstrument von Reichenbach, 
ein Höhenkreis von 24 Durchmesser, 
ein tragbares Äquatorial, ein Höhen- und Azimutalkreis, 
ein 10 oder 11 zölliger Spiegelsextant von Troughton, 
zwei weitere Fernrohre von Fraunhofer, 
ein parallaktisch aufgestellter Kometensucher, 
ein Kater´sches Reversionspendel, eine Zentriermaschine zur Rektifikation der Fernrohre, 
zwei Dynamometer von Ramsden und Carry zur Bestimmung der Vergrößerung der Fernrohre,
fünf astronomische Pendeluhren (von Molyneux, Graham, Auch und Geist), ein in Gold gefaßtes Chronometer von Arnold (ehemals Besitz der Elisabeth von Matt), 
und meteorologische Instrumente, angefertigt vom Polytechnischen Institut in Wien



Die Geräte befinden sich heute zum Teil im Museum der "Neuen" Wiener Universitätssternwarte .
 
Aktivitäten: Geographische Längenbestimmungen,
Positionsbeobachtungen von Sternen, Planeten und Jupitermonden
Herausgabe der Ephemerides Astronomicae
Wetterbeobachtung
genaue Zeitbestimmung, Gabe von Zeitzeichen, Regulierung der Wiener Turmuhren
Geschichte:
Auf Anregung von Johann Joseph Trautson plante Kaiserin Maria Theresia 1753 eine Sternwarte zu errichten. Aufgrund der dichten Verbauung der Wiener Innenstadt wurde die Sternwarte auf dem Dach des neuen Universitätsgebäudes (heute Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) neben der Jesuitenkirche in den Jahren 1753-1754 errichtet und im Jahre 1756 seiner Bestimmung übergeben.

Das Observatorium bestand aus vier schmalen rechteckigen aus Holz gefertigten Stockwerken, die quer zur Hauptachse des Mitteltraktes über der neuen Aula gebaut wurden und sich zwischen den beiden Dächern des Gebäudes als zweigeschossiger Aufbau über dem vorderen Stiegenhaus erhoben.Das Konzept hiefür stammte von Pater Maximilian Hell S.J., der als Vorstand der neu errichteten Universitätssternwarte vorgeschlagen und 1756, im Alter von 35 Jahren, zu ihrem ersten Direktor bestellt wurde. 
Unter der Leitung von M. Hell erlangte die Universitätssternwarte als einzige Sternwarte des Habsburgerreiches bereits nach wenigen Jahren ihres Bestehens internationale Anerkennung. Einen wesentlichen Beitrag dazu lieferte Hells wissenschaftliches Hauptwerk, das in 37 Bänden erschienene Schrifttum "Ehemerides Astronomicae" für die Jahre 1757-1792.

Wegen der widrigeBeobachtungsverhältnisse, die nur eine geringe astronomische Tätigkeit zuließen, forderten die an der Sternwarte tätigen Astronomen unter der Federführung ihres Direktors Johann Josef Littrow bereits um 1800 eine Verlegung an den Stadtrand. 

Da der geforderte Sternwarte-Neubau nicht genehmigt wurde, erfolgte der Umbau 1825 unter Franz II/I. Die Sternwarte wurde völlig umgestaltet. 
Man nahm eine Verbesserung des vorhandenen Instrumentariums vor, ältere Instrumente wurden entfernt, der alte Sternwarte-Aufbau wurde abgetragen und durch einen Neuen ersetzt.
Es wurde ein großer Saal für die beweglichen Instrumente sowie ein Zimmer mit Meridian-Einschnitten für die fix montierten Instrumente geschaffen. An den westlichen Ecken des großen Beobachtungssaales wurden 2 Türme mit drehbaren Kuppeln angebaut. Auf der Dachterrasse wurden Beobachtungsräume für das Passageninstrument und für den Meridiankreis errichtet. Weiters wurden Aufenthalts- und Wohnräume für die Benützer des Observatoriums gebaut.
1831 erfolgte die Anpassung des Instrumentariums an die damalige Technik.
1833 wurde ein 3. Turm errichtet. 

Trotz aller Bemühungen konnten die astronomischen Arbeitsbedingungen der alten Universitätssternwarte wegen der noch immer unzulänglichen Räumlichkeiten und der ungünstigen Lage des Beobachtungsplatzes in mitten der Stadt nicht verbessert werden. Präzise Messungen von Stern- und Planetenpositionen, die die neuen Beobachtungsinstrumente erlaubt hätten, waren wegen fehlender erschütterungsfreier Aufstellungsplätze für die Instrumente und  der hohen Luftunruhe, bedingt durch heiße aufsteigende Luft und Ruß, nicht möglich.

Die Bibliothek der Sternwarte verzeichnete 1836 718 Werke in 1228 Bänden in ihrem Bestand, die Ephemerides Astronomicae nicht mitgerechnet.

Zu dieser Zeit gehörten auch Zeitmessung und meteorologische Beobachtungen zum Aufgabenbereich der Sterwarte.

Die Astronomen hatten die Aufgabe, dem Turmwärter des Stephansdomes die genaue Mittagszeit zu übermitteln. Ab 1822 übernahm die Sternwarte auch die Regulierung der Wiener Turmuhren, die sich nach einem von der Sternwarte abgegebenen Mittagszeichen richteten. 

Meteorologische Beobachtungen wurden täglich in der Wiener Zeitung veröffentlicht.

Die an der Sternwarte durchgeführten astronomischen und meteorologischen Beobachtungen wurden in den Ephemerides Astronomicae und später in "Annalen der k. k. Sternwarte" veröffentlicht, die auch Beiträge von Astronomen aus dem Ausland enthalten.

Erwähnenswert ist auch, dass Längenbestimmungen zwischen den Sternwarten Wien-Ofen und Wien-München mit Hilfe von Lichtsignalen durchgeführt wurden.

Quellen:
1
Wiener Astronomen - Ihre Tätigkeit an Privatobservatorien und Universitätssternwarten, Nora Pärr, Diplomarbeit, Jänner 2001, Wien
  2 Konzept für öffentliche Führungen - Vienna Internal Report, 1983/2, Maria Firneis, Ernst Göbel
  3 Das Haus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Renate Wagner-Rieger, Festgabe zur 125-Jahrfeier der Akademie, Wien-Köln-Graz 1972
Seite drucken